Heute gibt es hier einmal einen unüblich langen Beitrag zu einem zeitlich gesehen eher kleinen, aber dennoch wichtigen Restaurierungsvorhaben, das wir in den letzten 8 Wochen bearbeitet und nun auch abgeschlossen haben. Unsere beiden “1300er”-Beiwagen zeigen eigentlich einen guten gepflegten Zustand. Allerdings bereiteten uns die Gummidichtungen an den Fensterscheiben von Wagen 1390 schon seit längerer Zeit Sorgen. Hier kann nämlich Regenwasser eindringen und zunächst unsichtbar sein Zerstörungswerk in Form von “Rost und Rott” verrichten.
Die Linie 21 kommt: Einweisungen für Fahrer und Schaffner
Im Hinblick auf die Wiederinbetriebnahme der Oldtimerlinie 21 am 26. Dezember fanden zwischen 14. und 19. Dezember 2023 erste Einweisungsfahrten für die Fahrbediensteten des historischen Fahrbetriebs statt. Im Vergleich zum letzten Betriebsjahr der Linie (2016) haben sich zahlreiche Änderungen ergeben, im Abschnitt Hauptbahnhof – Staatsgalerie – Neckartor wurden komplett neue Tunnel- bzw. Haltestellenbauwerke erstellt. Nicht zuletzt hat sich seitdem auch die Zusammensetzung unseres Oldtimerpersonals stark verändert bzw. verjüngt. So kennen beispielsweise die Absolventen der Schaffnerausbildungskurse 2017, 2019 und 2023 die Strecke nur aus den entsprechenden Dienstanweisungen oder der Fahrgastsicht.
Bereits seit 11. Dezember 2023 war die SSB-Gleisbauabteilung mehrmals täglich mit dem Meterspur-Schienenschleifzug auf der Innenstadtschleife unterwegs, um diese für den historischen Linienverkehr entsprechend herzurichten. Zeitgleich startete die Fahrschule der SSB mit der Einweisung des Oldtimer-Fahrpersonals, anfangs ausschließlich zu Fuß. Nach erfolgter Streckenfreigabe konnten die Schulungen ab 14. Dezember um Fahrten auf dem “21er” ergänzt werden.
Oldtimer auf neuen Wegen: Der Dreiwagenzug 276 + 1390 + 1369 als Fahrschulfahrt in der 2020 neueröffneten Haltestelle Staatsgalerie. (Foto: Andreas Haas)
Um für die Evakuierung eines Oldtimerzuges vorbereitet zu sein, wurden im Rahmen der Schaffnerschulungen auch die Tunnelabschnitte einschließlich der Notausgänge (hier der Ausgang Holzstraße) begangen. (Foto: Maximilian Such)
An den beiden Folgetagen erfolgte zudem die Einweisung eines Großteils unserer ehrenamtlichen Schaffnerinnen und Schaffner, womit der Wiedereröffnung des „21ers“ nun aus personeller Sicht nichts mehr im Wege steht.
Neue Haltestangen für Tw 418
Die Haltestangen im Fahrgastraum von Tw 418 waren vor vielen Jahren (wahrscheinlich schon 1978) verkürzt worden, ein wenig museumsgerechter Zustand und im Fahrgastbetrieb unpraktisch. Gehen wir also an die Rekonstruktion des “richtigen” Zustands.
Urlaub muss auch mal sein…
Natürlich muss auch mal Urlaub von der Vereinsarbeit sein. Allerdings kann man das auch mit interessanten Bahnen verbinden. So waren einige Aktive des Vereins ein verlängertes Wochenende in Südtirol und hatten auch Gelegenheit eine Sonderfahrt auf der Rittnerbahn zu absolvieren.
“Suche beim Stehen festen Halt…”
Durch den Betrieb unserer Schienen-Oldtimer, aber auch schon allein durch das Ausstellen altern deren Bestandteile, da die (natürlich sinnvolle und einen wesentlichen Zweck unseres Museums darstellende) Benutzung aus konservatorischen Gesichtspunkten selbstverständlich auch Verschleiß und Beschädigungen mit sich bringt.
Dies gilt auch für die Lederhandgriffe in den Fahrzeugen, die bis in die 1950er Jahre zur Standardausstattung von neuen Straßenbahnwagen gehörten – und von der SSB sicherlich nicht wesentlich später als 1965 zum letzten Mal neu angefertigt wurden, als Plastikgriffe längst einfacher und billiger zu beschaffen waren. Trotz Pflege mit Lederfett altert das Leder und wird mürbe, schließlich kann man es wie ein Stück Karton zerreißen. Da dieses Verhalten zu einer sicheren Beförderung unserer Fahrgäste im Widerspruch steht, wird es von Zeit zu Zeit notwendig, dass wir Ledergriffe neu anfertigen lassen. Natürlich behalten wir einige der alten, nicht mehr verwendbaren Griffe als Muster (und ggf. Anschauungsobjekte) in unserem Magazin.
Man kann sich vorstellen, dass Firmen, die solche handwerklich gefertigten Gegenstände produzieren, nicht mehr an jeder Ecke bestehen, vom finanziellen Aspekt ganz zu schweigen. Wir haben jedoch ein Unternehmen in Duisburg gefunden, mit dem wir vor einigen Jahren bereits gute Erfahrungen gemacht haben. Dort übernimmt man die Lederarbeiten, es gibt jedoch eine Komponente, die wir aus den alten Griffen herausnehmen und beistellen müssen: Jeweils im Bereich des eigentlichen Griffbereichs sind eiserne Verstärkungen eingelegt, damit sich der Fahrgast beim Zugreifen nicht durch das Zusammenziehen des Griffs die Hand einklemmt – auf die Erfüllung von Komfortansprüchen wurde “damals” offenbar selbst bei dieser Kleinigkeit Wert gelegt.
Aus heutiger Sicht sehr aufwändig gestaltet ist aber nicht nur der Ledergriff an sich, sondern auch die vermeintlich unscheinbare Einlage: Diese Teile wurden aus einer Halbrund-Profilleiste geschmiedet, sie sind dementsprechend äußerst stabil.
Die “Bergung” der Einlagen aus den Griffen ist indes nicht ganz einfach, da die Nähte aufgrund der Form des Bauteils vollständig aufgetrennt werden müssen.
Manchmal findet man beim Zerlegen der Altteile auch Überraschendes, in diesem Fall ein Zeugnis früherer Zeiten des (nicht nur Material-)Mangels: Ein Stück abgefahrenen Kupferfahrdrahts aus der Oberleitung der Straßenbahn hatte durch den Verschleiß eine passende Form und wurde daher mit geringen Anpassungsarbeiten in der hier sichtbaren Form für Lederhandgriffe “recycelt”. Wir werden dieses natürlich ebenso wieder für einen neuen Griff verwenden.
Nun sind wir schon sehr gespannt auf die neuen Haltegriffe, deren Lieferung uns in etwa vier Wochen zugesagt ist.
Neuer Boden im Gartenschauwagen
Der neue Fußbodenbelag im Gartenschauwagen 851 wurde vor kurzem von einer Fachfirma eingeklebt. Nun geht es darum, alle Einbauten zu überarbeiten und anschießend wieder einzubauen.
So erhalten die Sandbehälter und die Verkleidungen unter den Sitzen eine Neulackierung. Zuvor wurde die historisch korrekte Farbe bestimmt. Sobald alle Teile fertig aufgearbeitet und montiert sind kann der Wagen wieder in den Einsatz gelangen.
Für den richtigen Tritt
Am Café Alte Achse, dem Beiwagen 23 der Straßenbahn Esslingen-Nellingen-Denkendorf (END), sind die Einstiegstrittkästen in einem schlechten Zustand. Momentan überarbeiten wir die erste Wagenseite. Nach der Instandsetzung der Trittkästen aus Metall können wir nun neue Einlagen aus Holz anfertigen.
Familientag Zahnradbahn
Am Sonntag, 14. Mai, dem Tag nach dem Namensgebungsfest für die neue Fahrzeuggeneration der Zahnradbahn, veranstalten wir im Straßenbahnmuseum in Bad Cannstatt von 10 bis 18 Uhr einen Familientag rund um das Thema Zahnradbahn.
Dabei wird alles präsentiert, was es dort zum Thema Zacke zu sehen gibt, darunter Fahrzeuge mit Baujahren zwischen 1898 und 1982, die sonst nicht zugänglich sind. Sachkundige Führer stellen die einzelnen Objekte vor. Ein Vortrag mit Lichtbildern aus dem Vereinsarchiv ergänzt das Angebot.
Für das leibliche Wohl sorgt das Museumsbistro „Meterspur“ mit Speisen und Getränken zu familienfreundlichen Preisen.
Ein Museumsbus verbindet das Museum mit dem alten Zahnradbahnhof in der Nähe des Marienplatzes, von wo aus letztmals eines der Fahrzeuge der Generation von 1982 (ZT 4 Nr. 1002) nach Degerloch und zurück zum Einsatz kommt.
Eine zweite Buslinie verkehrt nach Obertürkheim, wo ein historischer Obus (Oberleitungsbus) zu einer beschaulichen Fahrt durch Esslingen und zurück einlädt.
Der Fahrplan der Oldtimerlinie 23 wird verdichtet. Es kommen Fahrzeuge aus verschiedenen Epochen zum Einsatz.
Und weil am 14. Mai Muttertag ist, haben Damen freien Eintritt ins Straßenbahnmuseum. Lediglich die Fahrten sind zu bezahlen.
Weitere Infos und Fahrpläne auf der SHB-Webseite unter:
Stuttgarter Historische Straßenbahnen e. V. (SHB): Familientag Zahnradbahn
Triebwagen 851 – auf dem Boden bleiben
In einer gezielten Aktion wird derzeit der Bodenbelag im Gartenschauwagen 851 (Baujahr 1939) ausgetauscht. Bevor eine Fachfirma im Auftrag der SSB den Belag erneuert, wurden von uns vorbereitende Maßnahmen getroffen. Neben der Demontage der Fahrgastsitze wurden gleich konservierende Arbeiten an den Bodenklappen durchgeführt. Nach dem grundieren werden die Einfassungen der Bodenklappen noch schwarz lackiert.
Wupsi auf dem Weg der Genesung
Beim Brand des Busbetriebshofs Gaisburg erlitt der von uns betreute Mercedes-Benz O 317 schwere Schäden an der Front. In der Zwischenzeit haben sich die Experten der Firma Vetter in Fellbach dem Fahrzeug angenommen. So wurde die besonders stark in Mitleidenschaft gezogene Front instandgesetzt und neu lackiert. Allerdings sind noch einige Arbeitsschritte nötig damit Wupsi, der Name deutet auf den Vorbesitzer die Firma Kraftverkehr Wupper-Sieg AG aus Leverkusen hin, wieder Fahren kann. So Müssen sämtliche Glasscheiben, Scheinwerfer und Zierelemente entweder instandgesetzt oder gar neu angefertigt werden. Bei den Windschutzscheiben bedeutet dies eine aufwendige Spezialanfertigung, denn Ersatzteile von der Stange gibt es für den über 60 Jahre alten Busveteranen nicht.