Liebe Freunde der historischen Straßenbahnen, Ihr werdet bemerkt haben, dass es in den letzten Wochen hier im Blog etwas ruhiger geworden ist und es keine “Werkstatt-Updates” gab. Der Grund ist einfach: Wir haben eine weitere Baustelle, die unsere Zeit bindet. Ausgangspunkt war ein eher kleiner Unfall unseres Tw 276, ein Bügelschaden durch ein Hängenbleiben am Trenner des Hallentors im Juni 2024, wobei Trümmerteile ein Loch ins Wagendach schlugen. Die Auswirkungen dieses an sich nicht großen Schadens wurden erst deutlich, als wir im Frühherbst begannen, eine Reparaturtechnologie auszuarbeiten. Die wahrscheinlich aus den späten 1950er Jahren stammende Dachbespannung aus Segeltuch erwies sich als brüchig und stellenweise bereits so löchrig, dass eine einfache Reparatur mit Flicken nicht mehr als sinnvoll anzusehen war. Im Ergebnis war damit klar, dass alle Dachaufbauten demontiert werden mussten, um anschließend das Fahrzeugdach neu bespannen zu können. Dies wiederum würde absehbar dazu führen, dass manche Teile der hölzernen Dachaufbauten aufgrund ihres Zustands die Demontage nicht ohne Zerstörung überstehen würden, also anschließend neu anzufertigen sind. So kommt man “nebenbei” zu einer weiteren Großbaustelle – aber es nützt ja nichts, der Wagen soll schließlich möglichst bald wieder fahren.
So fing es an: Ein vermeintlich überschaubarer “Dachschaden”. 3-4 Holzbretter austauschen, Dachbespannung flicken und fertig – das kann doch wohl nicht so schwer sein? (Foto: Rüdiger Grabowski)Bei einer genaueren Inspektion traten dann aber einige Stellen zutage, an denen die Dachhaut bereits gerissen war, so dass Regenwasser in die hölzerne Dachkonstruktion eindringen konnte – an der Stelle in Bildmitte nach Demontage der Dachwiderstände auch auf dem Foto und für den Laien gut zu erkennen. Flicken versprach somit keine besonders nachhaltige Reparatur, denn bekanntlich sucht Wasser sich immer seinen Weg… also die ganz große Lösung mit neuer Dachbespannung und erneuerten Dachaufbauten. (Foto: Dominik Broens)Vor der großen Demontage kommt aber natürlich zuerst die Dokumentation, hier vor allem die der Verkabelung, die wir natürlich nicht erneuern wollen, da dies erst 1998 erfolgt ist. (Foto: Dominik Broens)Langjähriger Witterungseinfluss auf Holzteile und Stahlschrauben bleibt selten ohne Spuren – hier ist zu sehen, dass viele der alten Holzteile nach der Demontage nicht weiter verwendet werden können, da die völlig verrosteten Schrauben förmlich “ausgegraben” werden müssen. (Foto: Rüdiger Grabowski)Und so sieht die Demontage in der Praxis aus: Zuerst den völlig verrosteten Schraubenkopf freilegen, dann die Schraube vorsichtig herausdrehen und ja nicht abbrechen – dies dafür einige hundert Mal. Das sieht nicht nur zeitintensiv aus, sondern ist es auch… (Foto: Rüdiger Grabowski)Drei Monate nach Beginn der Arbeiten hatten wir die Dachaufbauten weitgehend demontiert (nur die hier teilweise bereits gut verpackten Anschlusskabel blieben zurück), so dass wir im nächsten Schritt an die Entfernung der Dachbespannung gehen konnten. (Foto: Rüdiger Grabowski)Der erste Teil war relativ schnell erledigt – die alte Segeltuchbespannung lässt sich nach dem Entfernen von gefühlt Tausenden Tackerklammern am Dachrand tatsächlich abziehen – wenn auch mit einigem Kraftaufwand. Auf dem Bild sieht man deutlich die Stellen (vor allem an der vorderen Kante), an denen der Kleber die Stoffbahn nicht mehr an den Dachbrettern hielt. (Foto: Rüdiger Grabowski)Dabei treten auch frühere Reparaturversuche wieder zutage – hier wurde offenbar versucht, eine Undichtheit oder andere Schadstelle mit Alufolie und viel Farbe zu verschließen. (Foto: Rüdiger Grabowski)Schließlich bleiben nur die Dachbretter zurück, aber darauf ist eine dicke Schicht Leim, die natürlich herunter muss, bevor die neue Dachbespannung verlegt werden kann. Wie geht das am Besten? (Foto: Rüdiger Grabowski)Nach einigen eher erfolglosen Versuchen mit diversen Schleifmitteln kamen wir zu der Erkenntnis, dass Naturharze den wesentlichen Bestandteil des alten Klebers ausmachen, so dass die Masse zuerst durch Erwärmen zähflüssig gemacht und anschließend mit einem Spachtel von den Brettern heruntergekratzt werden konnte. Trotzdem war auch diese Tätigkeit wieder – Ihr ahnt es schon – sehr zeitaufwändig. Mittlerweile schreiben wir das Jahr 2025… (Foto: Rüdiger Grabowski)Einige Arbeitstage später: Nach weitgehendem Herunterkratzen des alten Klebers und anschließendem gründlichem Schleifen – der mittlere Dachbereich zeigt hier schon den angestrebten Zustand – sind die Dachbretter soweit gesäubert, dass der neue Kleber aufgetragen werden könnte. Aber zuerst müssen wir ja noch das Loch im Dach reparieren! Darüber gibt es hier bald einen neuen Beitrag zu lesen. (Foto: Rüdiger Grabowski)