Wichtige Ersatzteile

Im vergangenen Jahr wurde uns von den Kollegen der Bergischen Museumsbahnen e. V. (BMB) in Wuppertal ein KSW-Fahrgestell mit Achsen und Fahrmotoren zur Übernahme angeboten, für das man vor Ort keine Verwendung mehr hatte. Aufgrund der baulichen Übereinstimmung mit dem Fahrgestell unseres in Restaurierung befindlichen Tw 749 haben wir uns zu einem Ankauf entschlossen.

Am 11.03. erfolgte die Verladung in Wuppertal, dank eines leistungsfähigen Kran-Lkw der beauftragten Spedition ging dies zügig vonstatten. (Foto: Carsten Kossow, BMB)
Abladen auf dem unteren Hof des Straßenbahnmuseums am Abend des 12.03. Im Vordergrund “Rückfracht” für unsere Freunde der Linie D – Arbeitsgemeinschaft historischer Nahverkehr Düsseldorf e. V. in Form eines Omnibusmotors. (Foto: Martin Daur)
Auf dem Weg zum Abstellort in der oberen Wagenhalle des Museums entstand noch eine Gesamtansicht des Fahrgestells. Bis auf die Schienenbremsen ist es komplett; unter anderem sind hier die “Isothermos”-Achsgleitlager schön zu sehen, die der Tw 749 bei uns genauso besitzt. Die Baugleichheit ist indes kein Zufall, denn vor wenigen Tagen erfuhren wir, dass es sich um das Fahrgestell des ehemaligen Heidelberger Triebwagens 59 handelt, während sich hinter unserem 749 der ehemalige Heidelberger Triebwagen 64 aus der gleichen Bauserie verbirgt. (Foto: Rüdiger Grabowski)

Bodenlattung KS-Triebwagen 749

Nach dem Innenraum sollen auch die Plattformen des KS-Triebwagens 749 neue Fußbodenlatten erhalten. Bis zum Einbau wird es zwar noch etwas dauern, da eine Fachfirma zunächst noch Schweißarbeiten ausführen muss. Aber schließlich haben wir ja einiges vorzubereiten.

Als “Rohmaterial” dienen Buchenleisten mit rechteckigem Querschnitt, die wir aus dem Holzfachhandel bezogen haben, insgesamt 60 Stück. (Foto: Rüdiger Grabowski)
In einem ersten Arbeitsschritt erhalten die Leisten ihren zeichnungsgemäßen trapezförmigen Querschnitt, nach zwei Zügen auf unserer Fräsmaschine sieht das schon ganz gut aus. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Nach 120 Arbeitsgängen auf der Fräsmaschine ist der erste Teil der Arbeit geschafft. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Ein Samstag später: Heute waren zuerst noch vier maßlich abweichende Leisten “dran”, dann ging es ans Kanten brechen, denn nach dem Fräsen waren diese ziemlich scharf – das wollen wir natürlich so nicht haben. Die linke Leiste im Bild zeigt sich schon mit abgerundeten Kanten, die rechte noch “original”. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Nach gut drei Stunden hatten alle 64 Leisten die entsprechende Behandlung hinter sich, im Gegensatz zum Fräsen war heute echte Handarbeit angesagt, mit dem rechts sichtbaren Schleifklotz… (Foto: Rüdiger Grabowski)
Schließlich haben wir die fertig bearbeiteten Bodenlatten rundum mit Leinölfirnis eingelassen, um sie widerstandsfähiger gegen Feuchtigkeit zu machen. Nun müssen sie noch 1-2 Wochen trocknen, dann sind sie erst einmal fertig. Auf Länge zusägen und bohren werden wir sie erst beim Einbau. (Foto: Rüdiger Grabowski)

Neues vom DoT4

Auch in den letzten Monaten haben wir die SSB weiter bei den umfangreichen Arbeiten am DoT4 917 unterstützt.

Der neu angefertigte Ausstieg im Mittelteil wurde von uns im passenden Farbton lackiert und mit Bodenbelag versehen. Außerdem haben wir neue Randleisten aus Aluminium angefertigt und diese hier zur Probe ausgelegt. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Beide Gelenkkarusselle wurden vom Mittelteil getrennt, so dass wir hier ebenfalls den Unterboden entrosten, reinigen und neu lackieren konnten. Keine Sorge, auch alle hier noch von der Rostschutzgrundierung rötlich schimmernden Bereiche sind inzwischen tiefschwarz lackiert. 🙂 (Foto: Rüdiger Grabowski)
Sämtliche Regenabläufe vom Dach durch den Wagenkasten müssen aufgrund von Korrosionsschäden erneuert werden , was noch umfangreiche Schweißarbeiten erfordert. Zur Vorbereitung haben wir die Innenverkleidungen der Fahrzeugdecke demontiert und versehen diese aktuell mit frischem Lack im passenden RAL-Farbton. (Foto: Rüdiger Grabowski)

Neue Haltestangen für Tw 418

Die Haltestangen im Fahrgastraum von Tw 418 waren vor vielen Jahren (wahrscheinlich schon 1978) verkürzt worden, ein wenig museumsgerechter Zustand und im Fahrgastbetrieb unpraktisch. Gehen wir also an die Rekonstruktion des “richtigen” Zustands.

Da fehlt etwas: Ursprünglich reichten die Haltestangen am Oberlichtaufbau (oben links im Bild) bis an die Perrontrennwände. Wer genau hinschaut, sieht rechts neben dem Ausstellgriff des Oberlichtfensters noch die Bohrungen, an denen der zugehörige Halter angeschraubt war. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Gründliche Durchsicht der Ersatzteilbestände verschafft uns die zusätzlich benötigten Halter, allerdings nur in Form von unbearbeiteten Gussrohlingen. Diese gilt es nun erst einmal auf Hochglanz zu bringen, damit auch die Optik passt. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Einige Feil-, Schleif- und Polierstunden später: Der erste Halter nimmt Formen an, rechts zum Vergleich das unbearbeitete Originalteil. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Am folgenden Arbeitstag glänzen beide Halter, und die erforderlichen Befestigungsbohrungen sind nun auch eingebracht. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Die SSB lieferte zwei neue, nun wieder 4,20m lange Haltestangen, die wir hier schon gebeizt und anschließend klar lackiert haben. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Und schon geht es an den Einbau: Neuer Halter, neue Stange, neuer Ledergriff, aber alles am ursprünglichen Platz. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Fertig! (Foto: Rüdiger Grabowski)

Feinheiten im und am END-Büssing

Viele größere Arbeiten sind nun schon abgeschlossen, aber es gibt einige vermeintliche “Kleinigkeiten”, die noch unsere Aufmerksamkeit erfordern.

Die Kinnschutze an den Zwischenwänden hatten zwar auch neue Bezüge bekommen, aber die Verklebung war leider nicht besonders haltbar… (Foto: Rüdiger Grabowski)
Also mit einem haltbareren Kleber frisch ans Werk. Angesichts der ungleichmäßigen Form der Bauteile erweisen sich Wäscheklammern (viele davon) als unentbehrliche Helfer. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Auch nach dem Kleben auf dieser gewölbten Oberfläche muss das Kunstleder beschwert werden, damit eine haltbare Verbindung entsteht. M20-Kronenmuttern (auch diese in großer Anzahl) haben ihre Aufgabe sehr gut erledigt. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Der Kleber hält, also kann es an den Einbau gehen. Sieht doch ganz gut aus? (Foto: Rüdiger Grabowski)
Auch die Durchgangssperre hat wieder ihren angestammten Platz eingenommen. Ein “neuer” Fahrersitz mit passendem Polsterbezug steht schon bereit… (Foto: Rüdiger Grabowski)
…und ist wenig später ebenfalls montiert. Den Kassentisch hatten wir schon bei einer früheren Gelegenheit “nachgerüstet”. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Und zum Abschluss eine Außenansicht: Wir haben unter anderem noch die Anschriften an den Einstiegen rekonstruiert und angebracht, außerdem authentische Fahrtziel- und Liniennummernfilme angefertigt und ebenfalls eingebaut. Zu guter Letzt folgten noch eine Beschreibungstafel zum Fahrzeug und ein Abschnitt im neuen Audioguide des Museums. Und jetzt? (Fast) fertig! Ein paar “Kleinigkeiten” fehlen natürlich immer noch… (Foto: Rüdiger Grabowski)

Was (fast) niemand sieht…

Vor einigen Monaten wurden durch die SSB die Sitz- und Rückenpolster des T2-Triebwagens 802 frisch aufgepolstert und mit neuem Kunstleder bezogen. Wir hatten den Aus- und Wiedereinbau übernommen und außerdem die Gelegenheit für einige “Schönheitsreparaturen” genutzt. Diese sind nicht immer für jeden Museumsbesucher sichtbar, aber für den Substanzerhalt der historischen Fahrzeuge wichtig.

Unter anderem sind die Sitzpolster über den Bremssandbehältern an den Unterseiten mit Gummiprofilen versehen, um die Behälter gegen Staubentwicklung in den Fahrgastraum abzudichten – zumindest ist dies der “Sollzustand”. Die besagten Profile waren nämlich einerseits beschädigt, aber auch generell vom Zahn der Zeit so weit angegriffen, dass sie praktisch keine Wirkung mehr hatten.

Unterseite eines Sitzpolsters beim Ausbau, unten der Sandbehälter. Man sieht die nahe des Randes umlaufend angebrachten, rostigen Halteleisten und die kaputten Gummiprofile.

Da zudem von der schützenden Lackschicht der Befestigungsleisten kaum noch etwas übriggeblieben war, haben wir auch diese aufgearbeitet, also entrostet, grundiert und neu lackiert. Unlängst haben wir die Polster wieder komplettiert und im Fahrzeug montiert – kein Fahrgast wird dies jemals sehen, so dass wir hier ein paar Bilder zeigen.

Sitzpolster mit neuen Gummiprofilen sowie aufgearbeiteten und neu lackierten Halteleisten, bereit zum Wiedereinbau.
Und fertig! (Alle Fotos: Rüdiger Grabowski)

“Suche beim Stehen festen Halt…”

Durch den Betrieb unserer Schienen-Oldtimer, aber auch schon allein durch das Ausstellen altern deren Bestandteile, da die (natürlich sinnvolle und einen wesentlichen Zweck unseres Museums darstellende) Benutzung aus konservatorischen Gesichtspunkten selbstverständlich auch Verschleiß und Beschädigungen mit sich bringt.

Dies gilt auch für die Lederhandgriffe in den Fahrzeugen, die bis in die 1950er Jahre zur Standardausstattung von neuen Straßenbahnwagen gehörten – und von der SSB sicherlich nicht wesentlich später als 1965 zum letzten Mal neu angefertigt wurden, als Plastikgriffe längst einfacher und billiger zu beschaffen waren. Trotz Pflege mit Lederfett altert das Leder und wird mürbe, schließlich kann man es wie ein Stück Karton zerreißen. Da dieses Verhalten zu einer sicheren Beförderung unserer Fahrgäste im Widerspruch steht, wird es von Zeit zu Zeit notwendig, dass wir Ledergriffe neu anfertigen lassen. Natürlich behalten wir einige der alten, nicht mehr verwendbaren Griffe als Muster (und ggf. Anschauungsobjekte) in unserem Magazin.

Unsere Oldtimer haben Leder-Handgriffe in zwei Größen: “Lange” für die Plattformen, “kurze” für den Innenraum. Der linke ist leider schon gerissen, der rechte kurz davor. Alle Fotos: Rüdiger Grabowski

Man kann sich vorstellen, dass Firmen, die solche handwerklich gefertigten Gegenstände produzieren, nicht mehr an jeder Ecke bestehen, vom finanziellen Aspekt ganz zu schweigen. Wir haben jedoch ein Unternehmen in Duisburg gefunden, mit dem wir vor einigen Jahren bereits gute Erfahrungen gemacht haben. Dort übernimmt man die Lederarbeiten, es gibt jedoch eine Komponente, die wir aus den alten Griffen herausnehmen und beistellen müssen: Jeweils im Bereich des eigentlichen Griffbereichs sind eiserne Verstärkungen eingelegt, damit sich der Fahrgast beim Zugreifen nicht durch das Zusammenziehen des Griffs die Hand einklemmt – auf die Erfüllung von Komfortansprüchen wurde “damals” offenbar selbst bei dieser Kleinigkeit Wert gelegt.

Aus heutiger Sicht sehr aufwändig gestaltet ist aber nicht nur der Ledergriff an sich, sondern auch die vermeintlich unscheinbare Einlage: Diese Teile wurden aus einer Halbrund-Profilleiste geschmiedet, sie sind dementsprechend äußerst stabil.

Eiserne Einlage aus einem Profilstab: Die im Bild vorn befindliche Oberseite ist halbrund, die Rückseite (Unterseite des Griffs) ist flach. Die Ecken sind geschmiedet und anschließend zurechtgeschliffen worden.

Die “Bergung” der Einlagen aus den Griffen ist indes nicht ganz einfach, da die Nähte aufgrund der Form des Bauteils vollständig aufgetrennt werden müssen.

Hier sieht man, wie die stählernen Einlagen in die Griffe eingenäht wurden.
Erst wenn die Nähte vollständig aufgetrennt sind, kann die Einlage entnommen werden.

Manchmal findet man beim Zerlegen der Altteile auch Überraschendes, in diesem Fall ein Zeugnis früherer Zeiten des (nicht nur Material-)Mangels: Ein Stück abgefahrenen Kupferfahrdrahts aus der Oberleitung der Straßenbahn hatte durch den Verschleiß eine passende Form und wurde daher mit geringen Anpassungsarbeiten in der hier sichtbaren Form für Lederhandgriffe “recycelt”. Wir werden dieses natürlich ebenso wieder für einen neuen Griff verwenden.

Recycling um 1950: Aus einem Stück verschlissenen Fahrdrahts aus der Oberleitung wurde eine Einlage für einen Haltegriff hergestellt, die ihren Zweck genau so erfüllte wie die oben beschriebenen “regulären” Bauteile .

Nun sind wir schon sehr gespannt auf die neuen Haltegriffe, deren Lieferung uns in etwa vier Wochen zugesagt ist.

Warm ums Herz…

Bald wieder wie neu: Speicherheizkörper für Tw 714. (Bild: Alexander Blank)

…wurde uns vor einigen Tagen, als uns unsere Freunde von der “Linie D” in Düsseldorf einige historische AEG-Speicherheizkörper zur Übernahme anboten, die sehr ähnlich sowohl in unserem “Gartenschauwagen” 714 als auch im KSW 749 verwendet wurden; leider aber nicht mehr in ausreichender Anzahl vorhanden sind, um beide Fahrzeuge wieder typenrein damit zu bestücken. Dies wist nun wieder möglich, wir danken hiermit sowohl der Linie D – Arbeitsgemeinschaft historischer Nahverkehr Düsseldorf e. V. als auch der Rheinbahn AG Düsseldorf ganz herzlich für die wertvolle Spende.

Kein Erlkönig…

…wie bei Automobilherstellern, aber trotzdem ein seltener Anblick – unser Gartenschauwagen bei einer “Lackierpause” vor der Geraer Straßenbahnwerkstatt. Inzwischen wurde auch der schwarze Absetzstreifen lackiert, die Regenrinne ist in Arbeit. Im partiell gelb lackierten Bereich an den Frontpartien werden in Kürze die Rammbohlen montiert, so dass diese nicht mehr demontiert werden müssen, wenn der Rest des Wagenkastens in hoffentlich einigen Monaten seine finale gelbe Farbe erhalten wird. Wir freuen uns sehr, dass uns trotz der schwierigen aktuellen Situation solche erfreulichen Neuigkeiten erreichen.

Arbeitsfortschritt in Gera
Zwischenetappe: Gartenschauwagen 714 vor dem finalen Gelb-Lackierdurchgang am 01.04.2020 vor der Straßenbahnwerkstatt in Gera. (Foto: Frank Gecks)