Neues vom 917

Da die letzte Meldung in Sachen unseres DoT4 Nr. 917 schon ein paar Monate her ist, hier mal wieder ein kleines Update.

Bereits im zeitigen Frühjahr kam das B-Teil des Wagens aus der Neulackierung, die von der SSB durchgeführt wurde. Dahinter das bereits im letzten Beitrag vorgestellte Mittelteil. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Im Frühsommer folgte das (inzwischen wieder auf seinem Fahrgestell befindliche) A-Teil, das sich nun von außen auch wieder wie neu präsentiert. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Nun zu den „inneren Werten“, hier ein Blick ins B-Teil, in dem die Deckenverkeidung bereits wieder montiert wurde und auch die Einbauten mit frischem Lack versehen worden sind. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Die Fußbodendielung ist gründlich abgeschliffen und repariert worden, außerdem bereits mit einem ersten Lackanstrich konserviert. Angesichts teils starker Verölung der Dielen werden wir jetzt erst einmal beobachten, wie gut die Farbe hält… Zur Vermeidung stärkerer Verschmutzung haben wir den Laufbereich mit Folie ausgelegt, um nicht für den finalen Anstrich nochmal alles abschleifen zu müssen. (Foto: Rüdiger Grabowski)

Stoff für ein weiteres Kapitel

Inzwischen haben wir die gesamte äußere Dachfläche unseres Tw 276 dreimal mit Klebelack gestrichen, sie zeigt sich jetzt in einem schönen Glanz, den allerdings später niemand sehen wird. Schließlich kommt ja noch die eigentliche Dachbespannung darauf, und diese müssen wir nun vorbereiten. Sie besteht aus Leinentuch, so wie dies auch bei klassischen Segelschiffen für die Fortbewegung genutzt wurde und wird, dementsprechend sind ausreichend große Stoffbahnen glücklicherweise heute noch im Fachhandel erhältlich.

Bei diesen Stoffbahnen handelt es sich naturgemäß um sehr dichtes und entsprechend schweres Gewebe, also ziemlich unhandlich. Wir haben den Stoffballen erst einmal auf das Dach geschafft, dort auseinandergefaltet und in etwa mittig auf dem Dach platziert. Anschließend haben wir die Stellen markiert, an denen wir noch Laschen annähen müssen, um das Ganze vor dem Verkleben spannen zu können – man sieht hier schon, dass es von Hand nur sehr schwer möglich ist, das ganze halbwegs faltenfrei zu bekommen. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Aus Stoffresten haben wir dann 10 Laschen zugeschnitten, einmal umgeschlagen und anschließend am Rand der Stoffbahn wie hier zu sehen professionell angenäht. 😉 Ihr ahnt es wahrscheinlich schon: Was sich hier so einfach liest, war ein längerer Weg, denn die dafür vorgesehene elektrische Haushaltsnähmaschine zeigte sich mit den fünf Lagen Leinenstoff deutlich überfordert. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Als Rettung erwies sich eine mechanische Adler-Nähmaschine, Klasse 8, Baujahr 1910 oder so, die uns ein Vereinskollege unlängst gestiftet hatte und die auch den dicken Leinenstoff anstandslos vernähte – hier eine Übersicht über unseren Arbeitsplatz, die gut 30 Quadratmeter Stoff mussten ja beim Nähen auch irgendwohin. So waren denn die 10 Laschen in weniger als drei Stunden an Ort und Stelle. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Auf dem Dach waren zuerst die vier kleineren „Ecken“ des Dachs zu bespannen, an denen sich die Austellfenster für die Lüftung befinden. Die nach Maß zugeschnittenen Stoffstücke haben wir hier direkt verlegt, das Spannen ging direkt von Hand unmittelbar beim Befestigen des Stoffs mit Tackerklammern. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Die erste Ecke ist bespannt! Überschüssigen Stoff haben wir hier schon einfach weggeschnitten, die auf den durchgehenden Dachbereich ragenden Abschnitte überlappen später mit der großen Stoffbahn, damit wirklich jede Stelle des Holzdachs mit Leinentuch abgedeckt ist. Ohne diese Voraussetzung wäre die Bespannung nach dem Verkleben nicht wasserdicht, und das wollen wir natürlich um jeden Preis vermeiden. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Mittlerweile sind alle vier Ecken bespannt, so dass wir uns voraussichtlich Ende September an die große Stoffbahn heranwagen werden. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Und hier schon ein Ausblick auf einen späteren Arbeitsschritt: Die verwitterten Dachaufbauten wüssen wir weitgehend erneuern, womit unsere „Holzwürmer“ inzwischen angefangen haben. Hier sehen wir 18 neue Stützen für die Längsbalken aus hartem Eschenholz, die später die Kabelkanäle, Widerstandsrahmen und Laufbretter aufnehmen; die „überbreiten“ ganz links sitzen später an der Stoßstelle zweier Balken. Oben eins der leider nur noch als Muster brauchbaren Altteile. (Foto: Alexander Blank)

Dächlein deck dich!

In das Dach unseres Tw 276 sind inzwischen viele weitere Arbeitsstunden geflossen, für einen neuen Beitrag gab es allerdings zunächst nur wenig zu sehen.

Als erstes noch ein Blick auf die nun vollständig wiederhergestellte Dachlattung der B-Plattform. Wir finden, dass uns das schonmal sehr gut gelungen ist. 🙂 (Foto: Rüdiger Grabowski)
Nun begann ein längerer Arbeitsabschnitt, bei dem unzählige Schraubenlöcher, kleinere Risse und Fehlstellen zu verspachteln waren. Dies sah dann erst einmal so aus. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Die Spachtelmasse haben wir selbst hergestellt, da die handelsüblichen Stoffe nicht gegen Kunstharzverdünnung beständig sind, das wird später in unserem Projekt noch von entscheidender Bedeutung sein. Man nehme also etwas Sägemehl…
…und füge reichlich wasserfesten Holzleim hinzu. Dann kräftig umrühren…
…und anschließend auftragen. Das zieht sich bei mehr als 20qm Dachfläche dann doch etwas hin. (Fotos: Rüdiger Grabowski)
Dieses verwitterte Holz wollten wir natürlich nicht zuspachteln, sondern wir haben „nebenbei“ noch die morschen Reste durch neue Bretter ersetzt. (Foto: Rüdiger Grabowski)
So entspricht das schon eher unseren Qualitätsvorstellungen. 😉 Jetzt noch die Löcher zuspachteln, und dann geht es mit dem nächsten Schritt weiter: Alles glattschleifen. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Bilder vom Schleifen ersparen wir dem Publikum an dieser Stelle, daher zum Abschluss ein Bild vom geglätteten Dach mit der ersten Schicht Klebelack. Wie der Name schon sagt, wird dieser später dafür sorgen, dass die neue Dachhaut mit der Holzlattung verklebt wird, allerdings müssen wir noch zwei bis drei weitere Schichten aufbringen, bevor es soweit ist. Davon also mehr im nächsten Beitrag. (Foto: Rüdiger Grabowski)

Neues vom Dachschaden

Es gibt Neuigkeiten zu den Arbeiten am Dach unseres Tw 276, so dass uns ein kleines „Update“ angebracht erscheint.

Die erste Nachricht ist, dass wir mit den Demontagearbeiten fertig sind und nun an den Wiederaufbau gehen. Als letzten Schritt haben wir die alte Dachbespannung im Bereich der Lüftungsluken entfernt und auch dort die Dachlattung gesäubert. Außerdem erkennt man hier, dass fleißige Hände schon die beschädigte Lattung über dem B-Perron entfernt haben… (Foto: Rüdiger Grabowski)
…und hier die Baustelle in der Gesamtansicht. Ganz links blieben drei Bretter der alten Lattung intakt, diese brauchen wir nicht zu erneuern. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Eine neue Lattung an sich ist natürlich schön und gut, aber die Optik sollte selbstverständlich so nahe wie möglich am Original sein und zur „altehrwürdigen“ Umgebung passen. Aber was heißt eigentlich „original“? Schließlich gab es auch schon in früheren Jahren verschiedene Reparaturen und Restaurierungen, ganz davon abgesehen, dass sich Farbtöne unter dem Einfluss von Licht und Luft verändern. Aber gegen eine gründliche Reinigung spricht ja erst einmal nichts – rechts schon vom Schmutz der Jahrzehnte befreit, links noch „unberührt“. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Da wie zu sehen die Holzteile im Fahrgastraum größeren Umwelteinflüssen ausgesetzt waren, waren wir ganz froh, als wir in einem verdeckten Hohlraum noch kleine Reststücke der originalen Lattung (links) fanden. Diese ermöglichten uns eine genaue Bestimmung der ursprünglichen Behandlung, ohne dafür sichtbare Teile des Wagens in Mitleidenschaft zu ziehen. Nach einigen Versuchen und der Konsultation eines erfahrenen Kollegen haben wir dann die Kombination aus Beize und Lack für die neue Lattung (rechts) ganz gut getroffen. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Zwischenzeitlich hatte die SSB-Schreinerei neue Nut-und-Feder-Bretter aus Kiefernholz hergestellt, die wir 2x gebeizt und 2x lackiert haben. Hier sind sie bereits fertig zum Einbau. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Vor der Montage mussten die Latten noch gebohrt werden, vorzugsweise natürlich so, dass die Schrauben später mittig in den Spriegeln sitzen und diese nicht beschädigen oder gar spalten. Dafür gab es dann schonmal eine erste Probemontage zum Anzeichnen der Positionen. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Ein Wochenende später war dann alles soweit vorbereitet, dass die richtige Montage beginnen konnte: Zuerst war nur die neue Dachlatte Nummer 1 verlegt und verschraubt… (Foto: Rüdiger Grabowski)
…aber nach und nach schließt sich das Loch im Dach. Auch die Farben der Hölzer passen glücklicherweise gut zusammen. 🙂 (Foto: Rüdiger Grabowski)

Weiter gehts am DoT4 ;-)

Bei über 20 m Straßenbahn gibt es natürlich viele Baustellen, die teilweise parallel bearbeitet werden. Am DoT4 917 konnten wir nun im B-Teil die abgelaufenen Fußbodenleisten demontieren. Diese werden durch Neuanfertigungen ersetzt.

Damit wir die Leisten in der richtigen Länge zuschneiden können werden diese als Muster verwendet. Den Einbauort haben wir für die spätere Montage bildlich dokumentiert und die Leisten beschriftet (Foto: Martin Daur).

Außerdem wurden die letzten Wochen durch die SSB die neue Dämmung für das Dach montiert. Somit können wir demnächst mit der Montage der Deckenplatten beginnen. Dies wird aber erst geschehen, wenn der Fußboden überarbeitet ist, damit die neuen Deckenplatten nicht gleich staubig werden.

Als nächsten Schritt können wir nun den Boden abschleifen, ausbessern und anschließend neu lackieren, bevor die neue Fußbodenlattung wieder aufgebracht wird (Foto: Martin Daur).

Außerdem gab es bereits eine kleine „Hochzeit“. Im Schienenfahrzeugbau ist mit „Hochzeit“ die Montage von Wagen und Fahrgestell gemeint, was einen großen Schritt zur Fertigstellung von Schienenfahrzeugen darstellt. Beim DoT4 konnten wir nun die beiden Karusselle (Gelenkportale) mit dem Mittelteil verheiraten. Dies ging erstaunlich gut von der Hand.

Ein kleiner Ruck mit Manneskraft und das zweite Gelenkportal sitzt an Ort und Stelle. Anschließend werden die beiden Teile miteinander verschraubt (Foto: Martin Daur).

Ausblicke

Damit nicht nur der Blick aus dem Fenster, sondern auch (von innen) auf das Fenster attraktiv ist, wurden beim Bau der T2-Triebwagen in den 1950er Jahren Fensterrahmen aus Mahagoniholz angefertigt und mit Schellack seidenglänzend lackiert. Dies orientierte sich damals an der Auswahl von Materialien und Farben der übrigen Innenausstattung. Als ab 1965 der Umbau von T2 zu DoT4-Triebwagen wie unserem Tw 917 erfolgte, behielt man innen das Gestaltungskonzept der Spenderfahrzeuge bei, nur im neuen Mittelteil übernahm man das Design der inzwischen ausgelieferten 350 GT4-Triebwagen der SSB.
Somit steht bei der Restaurierung unseres Tw 917 nun auch die Aufarbeitung der hölzernen Fensterrahmen an. Davon hat der gesamte DoT4 so einige, nämlich insgesamt 26 Stück.

Die Fensterrahmen sind trotz unterschiedlicher Formate überwiegend einheitlich konstruiert und bestehen in der Regel aus acht hölzernen Einzelteilen – vier Leisten und in den Ecken vier Verstärkungswinkeln – sowie den zugehörigen Schrauben. (Bild: Rüdiger Grabowski)
Ein genauer Blick offenbart allerdings diverse „Gebrauchsspuren“ jenseits des noch Tolerierbaren – Feuchtigkeitsschäden, Kratzer und frühere Ausbesserungsversuche mit unpassender Farbe. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Also werden die Rahmen zuerst in Ihre Bestandteile zerlegt, natürlich nicht ohne diese zuvor genau zu beschriften, damit wir das „Puzzle“ hinterher auch wieder zusammen und in den Wagen bekommen. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Einige Hölzer haben wir wegen zu großer Schäden ersetzen müssen (wir verfügen glücklicherweise über diverse Ersatzrahmen), die alten Anstriche heruntergeschliffen und anschließend das Holz mit feinem Schleifpapier von Hand poliert, alles in allem eine sehr staubige und auch langwierige Angelegenheit. Das Ergebnis kann sich aber sehen lassen, Mahagoniholz fast „wie neu“. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Vor dem Neuanstrich stellte sich noch die Frage nach dem korrekten Lack. Die alten Bauzeichnungen geben dazu leider nichts her, und der optische Eindruck 70 Jahre alter Bauteile kann trügerisch sein. Also machen wir einen Versuch, links mit Kunstharzlack, rechts mit Schellack, einem Naturprodukt, das heute nur noch selten verwendet wird. Im Ergebnis liefert der Schellack die authentische Oberfläche, ist aber in der Verarbeitung aufwendiger, weil wir ihn mindestens vier Mal auftragen müssen, um eine gute Optik zu erzielen. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Nun geht es in die „Massenproduktion“, hier nach dem ersten Streichdurchgang, der den lackierten Holzteilen noch keinen Glanz verliehen hat. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Nach dem dritten Durchgang ist schon ein schöner seidenmatter Glanz entstanden, aber einmal müssen wir noch drüberstreichen, um ein wirklich gleichmäßiges Ergebnis zu erzielen. Um den Transport zu vereinfachen und Transportschäden zu vermeiden, werden wir die Rahmenteile danach erst unmittelbar vor der Montage im Fahrzeug wieder zusammenbauen. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Vor den Fensterrahmen sind seitlich die Führungsschienen für die Sonnenrollos angebracht, diese sind vor allem sehr verschmutzt. Ein Putzlappen, etwas Spiritus und voller körperlicher Einsatz ermöglicht aber den Wandel von „vorher“ (links) zu „nachher“ (rechts). (Foto: Rüdiger Grabowski)

Ein paar Dinge zu … Sitzgestellen

Die Sitz- und Rückenpolster im DoT4 werden von Stahlrohrgestellen gehalten, die in allen Fahrzeugen der Generationen T2/Bo, GT4 (vor dem Umbau zum GT4-2000) und eben DoT4 baulich identisch sind. Auch ältere Fahrzeuge erhielten diese nachträglich im Rahmen von Modernisierungen, wie z. B. unser Gartenschau-Tw 851. Nun sind in so einem DoT4 allerdings mehr als 20 solcher Gestelle in unterschiedlichen Ausführungen montiert, reichlich Arbeit für die Museumswerkstatt.

Dieses Bild stammt zwar aus dem lange abgestellten Arbeitswagen 2041, leider war aber der Zustand der Sitzgestelle im Tw 917 kein bisschen besser: Die Farbgebung abgestoßen, teils Rostschäden, und oben an der Befestigung der Haltegriffe ausgebrochen. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Nach dem Ausbau mussten zunächst einmal die alten Farbschichten runter, erst mit der Schleifmaschine, und für die „Feinarbeiten“ ging es dann in die Sandstrahlkabine. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Anschließend haben wir die Ausbrüche verschweißt, danach erhielten die Rohrrahmen von uns zuerst eine hellgraue Grundierung… (Foto: Rüdiger Grabowski)
… und anschließend neuen Lack. Die „alten“ Gestelle in den Wagenteilen A und B behielten beim Umbau 1965 die aluminiumfarbene Beschichtung aus T2-Zeiten, während man die „neuen“ Gestelle im Mittelteil mit der beim GT4 üblichen grünmetallicfarbenen Hammerschlaglackierung versah. Beide Anstrichvarianten haben wir rekonstruiert, wie hier zu sehen. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Abschließend noch ein Blick auf die im Hammerschlag-Look gehaltenen Einzelsitzträger aus dem Mittelteil von Tw 917. Die Gestelle sind ziemlich sperrig, entsprechend groß war der Platzbedarf in unserem Werkraum. Nun sind wir aber fast fertig, links gibt es schon eine Vorschau auf die im nächsten Restaurierungsschritt bearbeiteten Bauteile der hölzernen Fensterrahmen. (Foto: Rüdiger Grabowski)

Wieder vereint

Bei unserem in Restaurierung befindlichen Tw 917 wurde durch die SSB die Komplettierung des B-Fahrgestells abgeschlossen. Verkabelung und Korrosionsschutz unter dem B-Wagenkasten sind ebenfalls fertig, also konnten Wagenkasten und Fahrgestell nun wieder zusammengeführt werden.

Geschafft! Der B-Wagenkasten sitzt wieder auf seinem angestammten Fahrgestell. „Untenrum“ ist jetzt alles fertig, nun sind noch Schweißarbeiten im Dachbereich erforderlich, bevor es in den Lack geht. Und dann machen wir innen weiter… (Foto: Dominik Broens)
Und ein Blick auf die gesamte Baustelle – am Unterboden des A-Wagenkastens (links im Hintergrund) sind noch ein paar Restarbeiten erforderlich, bis auch er wieder auf sein Fahrgestell abgesetzt werden kann. (Foto: Dominik Broens)

Wer gut schmiert, der gut fährt.

Wie bei all unseren zweiachsigen Triebwagen werden auch die Fahrmotoren im Kriegsstraßenbahnwagen über so genannte Tatzlager auf den Achswellen abgestützt. Dies sind klassische Gleitlager, bei denen eine Bronzeschale auf der rotierenden Achswelle gleitet. Bronze hat zwar an sich schon gute Gleiteigenschaften, aber ohne Schmierung wäre die Haltbarkeit der Lagerung trotzdem nicht ausreichend.

Die Schmierung wird mit Filzpolstern sichergestellt, wie hier links im Bild. Die „Zöpfe“ sind Baumwollfäden, die in einen Ölvorrat getaucht werden, sich mit dem Öl vollsaugen und dieses so zum Filzpolster transportieren. Das Polster ist wiederum in das Gleitlager eingesetzt und trägt das Öl auf die rotierende Achse auf. Allerdings waren die vorhandenen Polster schon ziemlich abgenutzt, so dass wir vier neue anfertigen müssen. (Foto: Rüdiger Grabowski)

Zunächst muss natürlich ein geeignetes Filzmaterial gefunden werden. Eine Firma konnte uns kompetent beraten, und ein kleiner Test wies nach, dass das Material die erforderliche Kapillarität mitbringt. Rechts ist gut zu sehen, dass das Probestück das Öl im Glas komplett aufgesogen hat und es bis an den oberen Rand aufgestiegen ist. (Fotos: Rüdiger Grabowski)

Wir können also an den Zuschnitt der einzelnen Polsterlagen gehen. Das ist schnell erledigt: Zuerst längs einen Streifen von der Filzmatte schneiden, anschließend quer – fertig sind die Rohteile. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Beim folgenden Arbeitsschritt erhielten wir Unterstützung von einem Kollegen des Eisenbahnmuseums in Darmstadt-Kranichstein: Er zog neue Baumwollfäden ein und brachte die Befestigungsdrähte an. Wir senden einen herzlichen Dank nach Darmstadt! (Foto: Rüdiger Grabowski)
Anschließend waren für alle Schmierpolster jeweils drei Filzlagen zu vernähen. Eine etwas beschwerliche Handarbeit, aber genau das richtige für den einen oder anderen ruhigen Fernsehabend. 🙂 (Foto: Rüdiger Grabowski)
So sieht das (fast) fertige Ergebnis aus – nun können die Schmierpolster eingebaut werden, wovon wir hier zu gegebener Zeit wieder berichten werden. (Foto: Rüdiger Grabowski)

Ein schnelles Projekt zwischendurch

Heute gibt es hier einmal einen unüblich langen Beitrag zu einem zeitlich gesehen eher kleinen, aber dennoch wichtigen Restaurierungsvorhaben, das wir in den letzten 8 Wochen bearbeitet und nun auch abgeschlossen haben. Unsere beiden „1300er“-Beiwagen zeigen eigentlich einen guten gepflegten Zustand. Allerdings bereiteten uns die Gummidichtungen an den Fensterscheiben von Wagen 1390 schon seit längerer Zeit Sorgen. Hier kann nämlich Regenwasser eindringen und zunächst unsichtbar sein Zerstörungswerk in Form von „Rost und Rott“ verrichten.

Vor der Demontage müssen wir natürlich erst einmal alle auszubauenden Teile so beschriften, dass wir das „Puzzle“ hinterher wieder korrekt zusammensetzen können. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Nun aber hinaus mit den Fensterscheiben, und vor allem hinaus mit den zerbröselnden Gummidichtungen. Das war trotz gewisser Kraftanstrengungen binnen weniger Studen erledigt. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Die Glasscheiben lagern wir einstweilen auf einer speziell ausgerüsteten Palette mit reichlich „Polsterung“, schließlich wollen wir keine Scherben. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Sind die Fensterverkleidungen und die Fensterscheiben erst einmal weg, zeigt sich die rostige Bescherung am Rahmen. Das hier ist zwar ärgerlich, aber noch gut zu beheben – gerade rechtzeitig. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Also entrosten wir das Ganze erst einmal gründlich und streichen den Bereich mit Rostumwandler ein, schon sieht es nur noch halb so schlimm aus. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Dann bekommen alle Fensterbänke ein neues „Outfit“, zunächst einmal mit Rostschutzgrundierung…
(Foto: Rüdiger Grabowski)
…dann mit schwarzem, besonders widerstandsfähigem Chassislack. Dieser Prozedur haben wir auch die Futterhölzer unterzogen (nachdem wir einige davon neu anfertigt hatten, da die alten völlig verrottet waren). (Foto: Rüdiger Grabowski)
In der Zwischenzeit müssen alle Fensterscheiben gründlich gereinigt werden, insbesondere die Ränder, die in den Gummiprofilen stecken und an denen sich jahrzehntelang aller möglicher Schmutz abgelagert hat, denn schließlich soll das Konstrukt hinterher dicht und trocken sein und nicht wie ein Schwamm die Feuchtigkeit aufsaugen und festhalten…
(Foto: Rüdiger Grabowski)
Ein größerer Brocken war die Wiederherstellung der Fensterbretter. Dieser Detailblick offenbart erst einmal „nur“ Kratzer und verwitterte Partien, sowie Spuren einer Graffittiattacke vor mehr als 15 Jahren.
(Foto: Rüdiger Grabowski)
Gebrauchsspuren sind natürlich wichtige Zeugnisse des oftmals langen „Fahrzeuglebens“ – aber alles hat Grenzen. Hier ist der Verfall zu weit fortgeschritten, also schleifen wir zunächst einmal die Reste des alten Lacks und die Kratzer weg – das Ergebnis links im Bild sieht auf den ersten Blick ganz gut aus. Das Holz ist Ulme, damals wie heute im holzverarbeitenden Gewerbe auch als „Rüster“ bekannt. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Einige Fensterbretter zeigten allerdings deutlichen Schwammbefall, ein Zeugnis ständiger Nässeeinwirkung – größere Stücke des befallenen Holzes brechen einfach ab. Mit nur ein wenig Schleifen kommt man hier natürlich nicht mehr weiter. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Wir wollen natürlich so viel wie möglich von der alten Substanz weiter verwenden, nicht alles einfach nur neu herstellen. Also werden die befallenen Bereiche erst einmal großzügig ausgesägt. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Anschließend haben wir Füllstücke aus Ulmenholz angefertigt und passgenau gefräst. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Nachdem wir die Füllstücke wasserfest verleimt hatten, kam der kniffligste Arbeitsschritt: Die Fensterbretter sind keilförmig, und die Füllstücke müssen die Form natürlich glatt weiterführen. Also ab auf die Fräsmaschine damit!
(Foto: Rüdiger Grabowski)
Zuerst haben wir eine Vorrichtung gebaut, mit der wir die zu bearbeitende Oberfläche horizontal einstellen konnten. Und dann haben wir die Späne fliegen lassen, wie man sieht… (Foto: Rüdiger Grabowski)
Erstversuch – das mit der Oberflächenqualität geht aber noch besser. Das haben wir dann auch geschafft! Und den Rest übernahm die Schleifmaschine… (Foto: Rüdiger Grabowski)
Schließlich mussten noch die Ausschnitte für die Fensterholme und die Drucklaschen wieder eingebracht werden, auf der Bandsäge war das zügig erledigt. Zuvor hatten wir mit der Oberfräse noch die Wasserablaufnuten (rechts an der Anlagekante des Fenstergummis) nachgearbeitet. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Die bei der Reparatur „verschwundenen“ Senkungen waren natürlich auch noch wieder einzubringen, und dann wurde das Holz mit feinem Schleifpapier final poliert. Hier sieht man gut, dass die Reparaturstücke trotz gleicher Holzart in Farbe und Maserung nicht identisch mit dem Grundmaterial sind – so ist das eben bei Verarbeitung von Werkstoffen aus der Natur. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Inzwischen hatten wir mit einem Probestück ermittelt, dass die Holzteile im Bereich der Fenster nicht lasiert, sondern nur klar lackiert waren. Somit konnten die reparierten Fensterbretter nun ihr „Finish“ mit drei Schichten Klarlack erhalten.
(Foto: Rüdiger Grabowski)
Alle Fensterbretter bei der Lackierprozedur, auf dem Foto sieht es nach dem ersten Durchgang schon ganz gut aus, beim direkten Betrachten sind die Verbesserungen nach dem zweiten und drittem Mal aber sehr offensichtlich.
(Foto: Rüdiger Grabowski)
Sobald die frische Farbe an den Rahmen trocken war, ging ein Team unserer Mitstreiter schon wieder daran, alle Fensterscheiben mit neuen Gummiprofilen zu versehen und anschließend wieder einzusetzen. Die Aluprofile der Klappfenster hatten wir zwischenzeitlich noch aufpoliert… (Foto: Rüdiger Grabowski)
Das eine oder andere Fenster war zwar anfänglich etwas widerspenstig, aber nach drei Arbeitstagen war der Wagen 1390 wieder vollständig eingeglast. (Foto: Alexander Blank)
Nachdem jede Fensterscheibe ihren Platz wieder eingenommen hatte, haben wir auch die neuen oder zumindest neu lackierten Futterhölzer montiert, die den Fenstern einen festen Halt geben. (Foto: Alexander Blank)
Anschließend konnte mit der Montage der Rahmenteile begonnen werden. Alle Einzelteile fanden (mit jeder Menge unterschiedlicher Schrauben) wieder an ihren jeweiligen Einbauort; auch bei uns geht manches zu zweit einfach deutlich leichter. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Eine kleine „Nebenbeschäftigung“: Die Haltestangen außen am Wagen waren schon etwas rissig, also wurden sie ebenfalls von uns abgeschliffen, mit Klarlack neu lackiert… und anschließend natürlich wieder am Wagen angebracht.
(Foto: Rüdiger Grabowski)
Nach Einbau aller Holz- und Beschlagteile kann sich das Ergebnis durchaus sehen lassen. Wenn alles passt, haben wir hier nun hoffentlich 30 Jahre lang Ruhe vor größeren Restaurierungsarbeiten. In Kürze werden am Wagen von der SSB noch die vorgeschriebenen Wartungsarbeiten ausgeführt, dann kann er wieder eingesetzt werden. (Foto: Rüdiger Grabowski)