Zeit, dass sich ‘was dreht

Fünf Jahre ist es inzwischen her, dass die Fahrmotoren unseres KS-Triebwagens 749 zur Prüfung und Instandsetzung aus dem Fahrgestell ausgebaut worden waren. Zwischenzeitlich haben wir die mechanischen Teile des Fahrgestells aufgearbeitet und neu lackiert, und auch die Motoren waren längst wieder einbaubereit – Personalmangel und andere, dringendere Aufgaben ließen den geplanten Zusammenbau jedoch immer wieder nach hinten rutschen. Anfang April war es aber endlich soweit: Mit tatkräftiger Unterstützung eines kundigen Fachmanns von der Woltersdorfer Straßenbahn ging es ans Werk.

Eine Aufnahme der kopfseitigen Hälfte des Tatzlagers (die andere Hälfte ist Bestandteil des Motorgehäuses) mit eingesetzter Lagerschale; in der großen rechteckigen Öffnung sitzt später das Schmierpolster der Ölschmierung, ohne die das Gleitlager nicht lange halten würde. Nach links unten verläuft in der Lagerschale eine diagonale Schmiernut, die das Öl über die ganze Breite der Lagerstelle verteilt.
Vor dem Zusammenbau standen an ein paar Vorarbeiten an: Die große Unterlegscheibe oben haben wir bereits an das Gehäuse geschweißt, damit dieses bei der Montage, die von unten aus der Arbeitsgrube heraus erfolgt, von einer Vorrichtung gehalten werden kann. Unsere Vorfahren machten dies notgedrungen “freischwebend” von Hand, sicher kein Spaß bei gut 30kg Eigengewicht einer dieser Lagerhälften… (Foto: Rüdiger Grabowski)
Die Gleitlagerschalen an sich sind noch in sehr gutem Zustand und werden unverändert wieder eingebaut. Allerdings sind die Fixierbohrungen (in Bildmitte zu sehen) schon etwas ausgeschlagen, das können wir nicht so lassen, da die Schalen unbedingt fest sitzen müssen. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Eine Detailaufnahme des Lagerbocks, der die Aufnahme der Lagerschale bildet. Den oben sichtbaren Arretierungszapfen haben wir bereits aufgeschweißt und anschließend entsprechend der Form der Bohrung in der Lagerschale zurechtgefeilt, damit die Lagerschale wieder spielfrei fixiert wird. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Jetzt sitzt die Lagerschale schön fest im Lagerbock, da verrutscht nichts mehr. Für die spätere Funktion ist es übrigens wichtig, dass die Trennfugen von Gehäuse und Lagerschalen nicht deckungsgleich sind, der Überstand von ca. 5mm garantiert eine saubere Zentrierung der Lagerhälften zueinander. An der Innenseite der Lagerschale im Hintergrund sieht man gut die Tragschicht aus Weißmetall (eine Zinn-Blei-Legierung), die das eigentliche Gleitlager darstellt und die später direkt auf der Achswelle läuft. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Jetzt geht es ans Montieren, und da wird’s knifflig: Nach Einbau der in Bildmitte zu sehenden Tragschwinge am Fahrgestell muss der inzwischen am Kran angeschlagene Fahrmotor zwischen der Achswelle mit dem Großrad des Antriebs und Querträger des Fahrgestellrahmens regelrecht eingefädelt werden. Auch auf die richtige Schräglage kommt es dabei an, denn viel Platz ist selbstredend nicht vorhanden. Stimmt die Position, wird unterhalb der Schraubenfedern der Fixierungsbolzen eingeschoben, während auf der anderen Seite die beiden motorseitigen Lagerschalen zwischen Gehäuse und Achse “hineingefummelt” werden müssen, bevor schließlich pro Achse jeweils zwei der Gehäuseteile vom ersten Bild montiert werden können. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Bei der eigentlichen Montage wird jede Hand gebraucht, daher gibt’s erst wieder ein Foto vom montierten Zustand. Rechts vom Radsatz der Fahrmotor, links davon die beiden kopfseitigen Lagergehäusehälften, hier bereits mit dem Fahrmotor zu einer Einheit verschraubt. Zwischen den Lagern war noch ein Abdeckblech einzusetzen, damit die Achswelle im Bereich der Lagerung nicht verschmutzt und außerdem kein Öl austritt, im Vordergrund sieht man das Zahnradgetriebe des Antriebs. Die Ölbehälter beider Lager sind offen, die Schmierpolster werden wir erst später montieren. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Nach dem Zusammenbau wird das Fahrgestell am Motor soweit aufgebockt, dass sich der Radsatz frei drehen kann; die Gleitlager und die Zahnradpaarung erhalten per Hand eine Erstschmierung. Nach ein paar Probedrehungen von Hand, um die Leichtgängigkeit der Lager zu prüfen und ggf. zu korrigieren, wird der Motor für einen ersten Probelauf an den Motorprüfstand angeschlossen. Alles in Ordnung – keine unrunden Bewegungen, keine seltsamen Geräusche und vor allem erwärmt sich nichts über 25°C! (Video: Rüdiger Grabowski)
Bis zum Feierabend war dann auch der zweite Motor eingebaut und erfolgreich probegelaufen, außerdem haben wir noch die Schutzkästen der Getriebe montiert, so dass das Fahrgestell nun weitgehend komplett ist. Zu einem späteren Zeitpunkt (näher an der Inbetriebnahme) werden wir noch die Schmierstoffe für Tatzlager und Zahnradgetriebe einfüllen, die Schmierpolster montieren und die Ölbehälter mit Deckeln verschließen. (Foto: Rüdiger Grabowski)

Wer gut schmiert, der gut fährt.

Wie bei all unseren zweiachsigen Triebwagen werden auch die Fahrmotoren im Kriegsstraßenbahnwagen über so genannte Tatzlager auf den Achswellen abgestützt. Dies sind klassische Gleitlager, bei denen eine Bronzeschale auf der rotierenden Achswelle gleitet. Bronze hat zwar an sich schon gute Gleiteigenschaften, aber ohne Schmierung wäre die Haltbarkeit der Lagerung trotzdem nicht ausreichend.

Die Schmierung wird mit Filzpolstern sichergestellt, wie hier links im Bild. Die “Zöpfe” sind Baumwollfäden, die in einen Ölvorrat getaucht werden, sich mit dem Öl vollsaugen und dieses so zum Filzpolster transportieren. Das Polster ist wiederum in das Gleitlager eingesetzt und trägt das Öl auf die rotierende Achse auf. Allerdings waren die vorhandenen Polster schon ziemlich abgenutzt, so dass wir vier neue anfertigen müssen. (Foto: Rüdiger Grabowski)

Zunächst muss natürlich ein geeignetes Filzmaterial gefunden werden. Eine Firma konnte uns kompetent beraten, und ein kleiner Test wies nach, dass das Material die erforderliche Kapillarität mitbringt. Rechts ist gut zu sehen, dass das Probestück das Öl im Glas komplett aufgesogen hat und es bis an den oberen Rand aufgestiegen ist. (Fotos: Rüdiger Grabowski)

Wir können also an den Zuschnitt der einzelnen Polsterlagen gehen. Das ist schnell erledigt: Zuerst längs einen Streifen von der Filzmatte schneiden, anschließend quer – fertig sind die Rohteile. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Beim folgenden Arbeitsschritt erhielten wir Unterstützung von einem Kollegen des Eisenbahnmuseums in Darmstadt-Kranichstein: Er zog neue Baumwollfäden ein und brachte die Befestigungsdrähte an. Wir senden einen herzlichen Dank nach Darmstadt! (Foto: Rüdiger Grabowski)
Anschließend waren für alle Schmierpolster jeweils drei Filzlagen zu vernähen. Eine etwas beschwerliche Handarbeit, aber genau das richtige für den einen oder anderen ruhigen Fernsehabend. 🙂 (Foto: Rüdiger Grabowski)
So sieht das (fast) fertige Ergebnis aus – nun können die Schmierpolster eingebaut werden, wovon wir hier zu gegebener Zeit wieder berichten werden. (Foto: Rüdiger Grabowski)

Wichtige Ersatzteile

Im vergangenen Jahr wurde uns von den Kollegen der Bergischen Museumsbahnen e. V. (BMB) in Wuppertal ein KSW-Fahrgestell mit Achsen und Fahrmotoren zur Übernahme angeboten, für das man vor Ort keine Verwendung mehr hatte. Aufgrund der baulichen Übereinstimmung mit dem Fahrgestell unseres in Restaurierung befindlichen Tw 749 haben wir uns zu einem Ankauf entschlossen.

Am 11.03. erfolgte die Verladung in Wuppertal, dank eines leistungsfähigen Kran-Lkw der beauftragten Spedition ging dies zügig vonstatten. (Foto: Carsten Kossow, BMB)
Abladen auf dem unteren Hof des Straßenbahnmuseums am Abend des 12.03. Im Vordergrund “Rückfracht” für unsere Freunde der Linie D – Arbeitsgemeinschaft historischer Nahverkehr Düsseldorf e. V. in Form eines Omnibusmotors. (Foto: Martin Daur)
Auf dem Weg zum Abstellort in der oberen Wagenhalle des Museums entstand noch eine Gesamtansicht des Fahrgestells. Bis auf die Schienenbremsen ist es komplett; unter anderem sind hier die “Isothermos”-Achsgleitlager schön zu sehen, die der Tw 749 bei uns genauso besitzt. Die Baugleichheit ist indes kein Zufall, denn vor wenigen Tagen erfuhren wir, dass es sich um das Fahrgestell des ehemaligen Heidelberger Triebwagens 59 handelt, während sich hinter unserem 749 der ehemalige Heidelberger Triebwagen 64 aus der gleichen Bauserie verbirgt. (Foto: Rüdiger Grabowski)

Bodenlattung KS-Triebwagen 749

Nach dem Innenraum sollen auch die Plattformen des KS-Triebwagens 749 neue Fußbodenlatten erhalten. Bis zum Einbau wird es zwar noch etwas dauern, da eine Fachfirma zunächst noch Schweißarbeiten ausführen muss. Aber schließlich haben wir ja einiges vorzubereiten.

Als “Rohmaterial” dienen Buchenleisten mit rechteckigem Querschnitt, die wir aus dem Holzfachhandel bezogen haben, insgesamt 60 Stück. (Foto: Rüdiger Grabowski)
In einem ersten Arbeitsschritt erhalten die Leisten ihren zeichnungsgemäßen trapezförmigen Querschnitt, nach zwei Zügen auf unserer Fräsmaschine sieht das schon ganz gut aus. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Nach 120 Arbeitsgängen auf der Fräsmaschine ist der erste Teil der Arbeit geschafft. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Ein Samstag später: Heute waren zuerst noch vier maßlich abweichende Leisten “dran”, dann ging es ans Kanten brechen, denn nach dem Fräsen waren diese ziemlich scharf – das wollen wir natürlich so nicht haben. Die linke Leiste im Bild zeigt sich schon mit abgerundeten Kanten, die rechte noch “original”. (Foto: Rüdiger Grabowski)
Nach gut drei Stunden hatten alle 64 Leisten die entsprechende Behandlung hinter sich, im Gegensatz zum Fräsen war heute echte Handarbeit angesagt, mit dem rechts sichtbaren Schleifklotz… (Foto: Rüdiger Grabowski)
Schließlich haben wir die fertig bearbeiteten Bodenlatten rundum mit Leinölfirnis eingelassen, um sie widerstandsfähiger gegen Feuchtigkeit zu machen. Nun müssen sie noch 1-2 Wochen trocknen, dann sind sie erst einmal fertig. Auf Länge zusägen und bohren werden wir sie erst beim Einbau. (Foto: Rüdiger Grabowski)

Drei Stromabnehmer für drei Wagen

Für den Gartenschauwagen 714, den Kriegsstraßenbahnwagen 749 und den Triebwagen 13 der Straßenbahn Esslingen-Nellingen-Denkendorf haben wir drei Stromabnehmer überarbeitet, die nun weitgehend fertiggestellt sind. Für die Triebwagen 714 und 749 sind sie für den Betrieb im Stadtbahnnetz mit zwei Schleifleisten ausgestattet, während der Stromabnehmer des END 13 eine Wippe mit einer Schleifleiste erhält. Für letzteren muss auch noch ein weiterer Stromabnehmer aufgearbeitet werden, da der Triebwagen immer mit zwei Stromabnehmern im Betrieb war.

Pantograph des GSW 714, …
… des KSW 749 …
… und des END 13. (Bilder: Alexander Blank)

Pantograph des KSW nahezu fertiggestellt

Nachdem die Arbeiten am DoT 4 917 nun einen Stand erreicht haben, an dem die weiteren Arbeiteten größtenteils von den Fachabteilungen der SSB auszuführen sind, können nun die anderen Projekte wieder mehr fokussiert werden.

So wurde die Montage des, für den KSW 749 designierten Pantograph, nun vollendet.

Der fertigmontierte Pantograph. (Bild: Alexander Blank)

Pantographen in Reih und Glied.

Aktuell arbeiten wir sowohl für den Kriegsstraßenbahnwagen 749 als auch für den Gartenschauwagen 714 je einen Pantographen auf. Da beide Wagen ohne einen Pantographen übernommen wurden, müssen wir auf zwei Pantographen aus unserer Sammlung von Ersatzteilen zurückgreifen. Da der Platz in unserer Werkstatt nicht ausreicht führen wir die Montagearbeiten in der Abstellhalle durch.

Im Vordergrund der für den GSW 714 designierte Pantograph, dahinter der für den KSW 714. (Bild: Alexander Blank)
Beim Pantographen des KSW 749 haben wir bereits vor einiger Zeit, Bilder des Zusammenbaus gezeigt. Nun sind die Arbeiten weiter vorangeschritten. (Bild: Alexander Blank)

Puzzleaufgabe für die Werkstatt

Nachdem der für den Kriegsstraßenbahnwagen 749 designierte Stromabnehmer komplett zerlegt und alle Einzelteile Aufgearbeitet wurden, steht nun der Wiederzusammenbau an. Es ist eine anspruchsvolle Aufgabe, da der Stromabnehmer aus unzähligen Kleinteilen besteht. Vor und bei der Demontage wurden deshalb zahlreiche Fotos gemacht, damit es nun möglich ist, alle Teile wieder am richtigen Platz zu montieren.

Der aktuelle Arbeitsstand beim Pantographen des KSW. (Bild: Rüdiger Grabowski)

Ein Pantograf für den KSW

Damit unser KSW fahren kann benötigt er einen Stromabnehmer. Da der Wagen ohne einen solchen aus Heidelberg übernommen wurde, wurde ein passender Pantograf aus dem Lagerbestand des SHB ausgewählt welcher aktuell aufgearbeitet wird. Da die Einzelteile zu groß für die museums-eigene Sandstrahlkabine waren, ließen wir diese Arbeit von einer Firma extern erledigen. Nun werden sie in der Museumswerkstatt neu lackiert.

Weitere Einzelteile des Stromabnehmers. (Bild: Alexander Blank)

Lackierung der KSW-Motoren

Die Motoren des KSW 749 haben ihre endgültige Lackierung in tiefschwarz erhalten. Nun können sie wieder in das Fahrgestell eingebaut werden.

Auch die Montagesockel für die beiden Heizkörper haben einen frischen Anstrich in Grau erhalten.

(Bild: Alexander Blank)